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Aktuelles

Wettbewerb Inklusions/Integrationspreis an Kindergärten und Schulen

Wettbewerb Inklusions/Integrationspreis an Kindergärten und Schulen

Und der Gewinner ist …… die Grundschule Welsberg

Ein (sehr persönlicher) Rückblick auf den Abschluss des Wettbewerbs „Bestes Beispiel für Inklusion/Integration von Menschen mit Behinderung in der Schule oder im Kindergarten“, ausgeschrieben vom Arbeitskreis Eltern Behinderter im Schuljahr 2013 -14

Mit einem wenig „smarten“ : „Piep, piep“ erinnert mich mein Telefon am Morgen des 01.10.2014 daran, dass ich in die Grundschule Welsberg eingeladen bin, um als Vertreter des AEB an der Preisverleihung für „das beste Beispiel für Inklusion/Integration von Menschen mit Beeinträchtigung in der Schule und im Kindergarten“ teilzunehmen. Da ich seit September 2013 als Mittelschulprofessorin in Pension bin und die Entwicklung vom „Stützunterricht“ über die „Integration“ bis zur „Inklusion“ mit all ihren Schwierigkeiten und Chancen hautnah miterlebt habe, mache ich mich erwartungsvoll auf den Weg nach Welsberg, um dieses Ereignis aus der für mich neuen Perspektive zu erleben.

Während der Fahrt blicke ich zurück auf die Projektidee von Seiten des AEB, einen Wandel im Denken hin zu den positiven Aspekten von Inklusion zu unterstützen. Durch einen Preis wollten wir den Blick weg lenken von den Problemen und Erschwernissen in Bezug auf die Anwesenheit von Kindern mit Beeinträchtigung in Kindergarten und Schule, um auf die Möglichkeiten und Chancen durch das Erleben von Vielfalt in unseren Bildungseinrichtungen aufmerksam zu machen. Und wirklich: Von der Grundschule Tirol, dem Kindergarten Gais, der Handelsoberschule Heinrich Kuntner, der Mittelschule Aufschnaiter, der Mittelschule San Martin de Tor/St. Martin in Thurn, dem Oberschulzentrum in Mals, der Wirtschaftsfachoberschule Innichen, dem Kindergarten Laag, der Grundschule Schluderns und der Grundschule Welsberg gingen Projekte ein, die alle deutlich aufzeigen, wie Inklusion gelingen kann. Der link https://www.a-eb.org/de/alle-inhalte/63-wettbewerb.html bietet einen lesenswerten Einblick in einige dieser Wettbewerbsbeiträge und allen Schulen und Kindergärten, die sich die Mühe der Teilnahme und Dokumentation gemacht haben, sei hier aufs herzlichste gedankt!

In Welsberg angekommen empfängt mich die Grundschule mit offenen Türen. Von der Hektik und Aufregung, die einem besonderen Ereignis wie einer Preisverteilung anhaftet, ist hier nichts zu spüren. Der Schulalltag läuft wie gewohnt, die durch Glasfenster offenen Klassenräume gewähren einen Einblick in die verschiedenen Aktivitäten und Lerngruppen. In den weitläufigen Gemeinschaftsflächen arbeiten Schüler allein oder in Kleingruppen, ohne sich durch den Zustrom an Gästen aus dem Konzept bringen zu lassen. Hier herrscht Alltag, Normalität, die mich umso neugieriger macht, weil ich mich hier einfach sofort wohl fühle!

Schulleiterin Petra Steinhauser begrüßt mich in der ebenfalls offen stehenden Tür des Lehrerzimmers. Mit einem strahlenden Lächeln meint sie: „Wir freuen uns natürlich über den Preis, aber wir haben doch nur beschrieben, was wir tagtäglich tun!“

Während wir uns noch ein wenig unterhalten, haben die Schüler Tische und Arbeitsmaterialien ohne Aufsehen beiseite geräumt, Stühle für die Gäste hergerichtet und die „offizielle Preisverleihung“ kann im Beisein der gesamten Schulgemeinschaft, d.h. von allen Schülern, den Schuldienerinnen über das Lehr- und Betreuungspersonal bis zum Direktor Dr. Watschinger, beginnen.

Auf ein fröhliches Begrüßungslied, das auch uns Gäste miteinbezieht, folgt der „Guten Morgen“- Gruß, bei dem jeder Schüler in seiner Muttersprache seinen Nachbarn begrüßt und ihm dabei die Hand reicht. Ich staune nicht schlecht, so besuchen doch Schüler aus 17 Ländern diese Schule! Auch das ist Normalität in der Schulgemeinschaft von Welsberg.

Dazu zitiere ich aus der Projektbeschreibung: „Um als Gesellschaft bzw. Schulgemeinschaft bestehen zu können, müssen wir die vorhandene Vielfalt an Herkunft, Glauben, Geschlecht, Beeinträchtigungen, Überzeugungen anerkennen, wertschätzen und konstruktiv mit ihr umgehen. Nur durch Bildung ist ein eigenverantwortliches, sinnerfülltes Leben in einer sich stetig wandelnden Gesellschaft möglich. Das Bewusstsein für diese Werte muss deshalb gerade bei Kindern geschärft werden. So sehen wir „Vielfalt“ als Chance Potenziale (Talente, Begabungen, Stärken) zu erkennen und sie gewinnbringend einzusetzen.“

Anschließend wird bewusst auf lange Reden verzichtet, und dem Statement des Schülers Ivan: „Ich fühle mich wohl an dieser Schule“, können die Landesräte Dr. Philipp Achammer und Dr. Waltraud Geeb sowie alle Gäste nur zustimmen.

Nach der Übergabe der Urkunde und des Geldpreises durch Schullandesrat Dr. Philipp Achammer und den Vorsitzenden des AEB Hansjörg Elsler wird einmal mehr deutlich, wie ernst es den Lehrpersonen an der Grundschule Welsberg mit der Teilhabe aller Schüler ist, denn das Preisgeld dürfen die Schüler selbst verwalten, um damit nach ihren Wünschen Spielgeräte für die Pause anzukaufen.

Nach dem gemeinsamen Pressefoto bleibt noch etwas Zeit für Gespräche und offene Fragen, wobei es für ein paar Mädchen ungemein wichtig ist zu erfahren, wo Landesrätin Deeg ihre wunderschönen Pumps mit den roten Absätzen erstanden hat. Tja, auch das ist Normalität!

Und wo sind die Kinder mit Beeinträchtigung, um die es bei diesem Wettbewerb ja gegangen ist? Sie fallen in dem Gewimmel von Schülern, die alle ihren Platz in der Schulgemeinschaft gefunden haben, überhaupt nicht auf. Wenn das kein Beispiel für gelungene Inklusion ist!

Dankbar dafür, dass ich diese Preisverteilung miterleben durfte aber auch etwas wehmütig verlasse ich die Grundschule Welsberg. Denn wie lange wird es wohl noch dauern, bis sich die Erkenntnis „Inklusion ist Normalität“ in der Südtiroler Gesellschaft durchgesetzt haben wird, so wie es uns die Schüler und Lehrer in Welsberg tagtäglich vorleben?