Für den „Rotary-ARThandicap Award 2024“ können bis zum 22. März Werke eingereicht werden.
Es ist erklärtes Ziel einer jeden humanen Gesellschaft, schwächere Mitglieder zu stützen und aktiv einzubeziehen. In den letzten Jahrzehnten ist die Menschheit nicht nur friedlicher, sondern auch verständnisvoller geworden. Das zeigt sich kaum in der Politik, aber am deutlichsten im Umgang mit Menschen, die an dauerhaften körperlichen oder seelischen Beeinträchtigungen leiden. Schämte man sich früher oft über sie, so fordert inzwischen die WHO einen offenen und helfenden Umgang mit ihnen. Das beginnt bei ihren Ausdrucksformen. Menschen mit Behinderung sind oft anders begabt, sind manchmal ganz besonders kreativ oder seltsamen Erlebnissen ausgesetzt, die sie gut bildnerisch vermitteln können. Kunst kennt eigentlich keine Behinderung, Ausdruck überwindet Ausgrenzung. Die UN-Behindertenrechtskonvention fordert seit 2006 etwas, was sie Teilhabe und Inklusion nennt: Schwächere, Benachteiligte in unserer Gesellschaft benötigen nicht etwa die gleichen Rechte wie alle anderen Menschen, sondern etwas mehr davon, eben mehr Rechte für gleiche Chancen. Dass diese radikale Idee nur langsam Platz greift ist sehr verständlich, entzieht sie doch der Mehrheit aktiv das Vorrecht, bevorzugt zu sein. Bevorzugt soll in Zukunft eine beeinträchtigte Minderheit werden. Bei der lebensfrohen Aufholjagd nach überstandenen drei Jahren Coronakrise könnten aber Menschen Beeinträchtigung leicht vergessen werden.
Alle Rotarier Südtirols setzen sich dafür ein, dass das ja nicht geschieht. Auf die Idee von Hans Christoph von Hohenbühel hin schließen sie sich seit 2015 alle zwei Jahre zusammen, um einen kreativen Wettbewerb für Menschen mit Beeinträchtigung entstehen zu lassen und die zwanzig besten eingesandten Werke im Rahmen einer Kunstausstellung zu zeigen. Das Projekt will allen, die trotz Behinderung kreativ tätig sind, Freude und Genugtuung bereiten, und ihnen die Chance auf eine qualitative Bewertung ihres Schaffens geben. Ebenso soll den Angehörigen, Betreuern und Begleitern Vergnügen und Stolz über die erbrachten Leistungen vermittelt werden. Auch soll Rotary als Gemeinschaft mit weltweiter Vernetzung für Menschen, die häufig am Rande stehen, sensibel werden. Und schließlich geht es darum, unsere moderne Gesellschaft zu öffnen für Signale, die von industrieller Fertigung und Höchstgeschwindigkeit wegführen, hin zur Einzigartigkeit der Kreativität. Künstlerische Botschaften können Zensur und Vorurteile überwinden und auf menschliche Grundbedürfnisse hinweisen.
Der Erfolg dieser Kunstausstellungen war bisher überwältigend. Jedes Mal hatten mehr als 30 Künstler mit durchschnittlich 80 Werken bewiesen, wie ausdrucksstark Menschen auch in schwieriger Lage sein und handeln können. Wir wollen damit neue Normalität in der Krise verbreiten. Wir wollen zeigen, dass zutiefst menschliche Fähigkeiten wie künstlerisches Schaffen gerade unter widrigen Umständen wichtig und aussagekräftig werden.
Landeshauptmann Arno Kompatscher, die neue Landesregierung sowie das Südtiroler Kulturinstitut mit seinem Präsidenten Christoph von Hohenbühel fördern das Projekt „Rotary-ARThandicap Award 2024“ in jeder Hinsicht: durch ihre Schirmherrschaft, aber auch organisatorisch, mittels Verteilung der Einladungen an Interessierte, und nicht zuletzt dadurch, dass das Waltherhaus Bozen unentgeltlich zur Verfügung steht. Teilnahmeberechtigt ist jeder in Südtirol ansässige Mensch mit körperlicher oder geistiger Behinderung ab dem vollendeten 16. Lebensjahr. Bewertet werden pro Einsender maximal drei Zeichnungen, Malereien, Drucke oder Plastiken. Die Werke sollen in DinA4 Fotos abgebildet bis zum 22. März an folgende Adresse gesandt werden: E-Mail an rcbressanone@rotary2060.eu oder per Post bitte ausreichend frankiert an Rotary Club Brixen c/o Hotel Elephant, Weißlahnstraße 4, 39042 Brixen, Kennwort: Rotary-ARThandicap-Award.
Teilnahmebedingungen und Abläufe sind auf der Auslobung zum Wettbewerb genau beschrieben und können bei rotaryart@sabes.it angefordert werden.
Eine fachkundige Jury wird die 20 besten Arbeiten auswählen und bestimmt drei Förderpreise, die mit 1.000, 7.50 und 500 E dotiert sind. Die 20 ausgewählten Werke werden im Waltherhaus Bozen vom Donnerstag, den 16. Mai bis zum Samstag, den 18. Mai 2024 ausgestellt. Anlässlich der Ausstellungseröffnung am Donnerstag, den 16. Mai um 18 Uhr erfolgt die Prämierung der Siegerwerke. Zusätzlich wird bei dieser Gelegenheit ein sehr gelungener Werkskatalog der Öffentlichkeit vorgestellt. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen. Der Landeshauptmann hat sich den Termin jedenfalls bereits vormerken lassen.
Im Bild Verena Gasser, „Bunte Blumenwiese“, 1. Preis Rotary ARThandicap award 2022